16 Spieler und vier Trainer verbrachten zehn tolle Tage in den USA

  16.11.2022
Von Känel: "Ein riesiges Erlebnis, das uns weiter bringt".

Die Tage der Jungs aus dem Volleyball-Internat Frankfurt ähneln normalerweise wie ein Ei dem anderen: Schule, Training, lernen, eventuell Spiele. Mitten in der Saison wurde der Rhythmus unterbrochen. 16 Spieler und vier Trainer unternahmen eine zehntägige US-Reise. "Es war ein riesiges Erlebnis, das alle sportlich wie zwischenmenschlich weiter gebracht hat. Viele Spieler waren zum ersten Mal in den USA, für einige war es sogar der erste Flug in ihrem Leben", schilderte Chefcoach Dominic von Känel.

Mit der Idee ging er schon länger umher. Die ersten Kontakte wurden in Richtung Philadelphia geknüpft, der Partnerstadt von Frankfurt. Aus der größten Stadt von Pennsylvania bekam er den Tipp, die Pennsylvania State University anzuschreiben. Gesagt, getan. Die Idee des Austausches fand schnell Zustimmung auf beiden Seiten.

Und so machten sich die jungen Internatler auf zum "Abenteuer Übersee". Nach einem achteinhalbstündigen Flug nahm die Frankfurter ein Stadtvertreter von Philadelphia in Empfang. Einziges Manko: Die Gepäckstücke der Trainer Dominic von Känel, Julia Osterloh und Ennio Giordani sind nicht angekommen, wurden dem Trio erst zwei Tage später nach State College nachgeschickt. Das hat die gute Stimmung beim gemeinsamen Essen mit einigen Volleyball spielenden Studenten aber nicht getrübt.

Dann ging es ins rund 320 Kilometer entfernte eigentliche Ziel der Reise. State College ist eine Gemeinde im US-Bundesstaat Pennsylvania mit 40.500 Einwohnern, die wesentlich durch die Pennsylvania State University im University Park geprägt ist. Kennenlernen durften sie die Frankfurter aber vorerst noch nicht. Die beiden ersten Tage waren mit Ausruhen und jeweils einem Abendspiel ausgefüllt. Dass es für die Deutschen in keinem der insgesamt vier Trainingsspiele zu einem Satzgewinn gereicht hat, fand Dominic von Känel normal. "Unsere Spieler sind 16 bis 18 Jahre alt, die College-Studenten 19 bis 25. Das College Team ist stark, würde in der 1. Bundesliga einen vorderen Mittelfeldplatz belegen."

Die Uni besichtigen konnten die Gäste erst am dritten Tag. Nach einem Krafttraining - das Studio sah laut Trainerin Tanja Kunstmann wie in einem Hollywood-Film aus - sowie einer gemeinsamen Trainingseinheit mit den Collegespielern gab es eine Führung durch das gigantische Gelände, auf dem 90 000 Studenten beheimatet sind. "Das sind Dimmensionen, die wir uns gar nicht vorstellen können", staunte Tanja Kunstmann. Das erwähnenswerteste sei das Beaver Stadium der Nittany Lions. Dieses Domizil der Footbaler ist mit seiner Kapazität von 107 000 Zuschauern das viertgrößte Stadion der Welt. Die Basketballer spielen in einer 16 000 Besucher fassenden Halle, in die Eishockey-Arena passen 13 000 Manschen, während die Volleyballer in ihrer Halle vor 8000 Fans spielen. "Alle haben eine eigene Sportstätte, die Collegespiele sind in allen Sportarten meistens ausverkauft", staunte Dominic von Känel. Der Umsatz, den die Footballer pro Saison erzielen, beträgt 1,8 Milliarden Dollar. Die sieben Heimspiele bringen bei einem Ticketpreis von 450 Dollar für einen normalen Sitz allein schon rund 50 Millionen, hinzu kommen die VIP-Karten sowie die Sponsorengelder. Das Geld wird aber verteilt, auch andere Sportarten profitieren davon. Interessant ist die Verteilung der Stipendien. Das Verhältnis der vergebenen Stipendien an männliche und weibliche Studenten muss pari sein. Da Football den Männern vorbehalten bleibt, sind bei anderen Sportarten wie zum Beispiel Volleyball die Frauen stärker berücksichtigt.

Die Trainingsmethoden seien bei den Volleyballern ähnlich denen im Internat. Der Unterschied sei das Niveau und vor allem die Einstellung der von zehn Trainern betreuten 22 männlichen Volleyballern. "Da haben unsere Jungs gestaunt, wie eng die Spieler mit ihrer Uni verbunden sind. Egal ob im Training, im Spiel oder in den Gesprächen, man spürte, dass sich jeder Einzelne als ein Teil vom Ganzen fühlt, alles für seine Uni tut", bemerkte Dominic von Känel, der als den Höhepunkt des dortigen Aufenthaltes das Eintreffen der ehemaligen Absolventen bezeichnete. "Das war schon ein Erlebnis zu erleben, wie Sportler, die vor 50 Jahren die erste Meisterschaft für die Universität gewannen, enthusiastisch empfangen wurden und wie viele der Einladung gefolgt waren." Umgekehrt haben auch die Deutschen in ihren einheitlichen Kleidung das Interesse der Einheimischen geweckt. "Die Offenheit der Menschen war beeindruckend. Wir wurden oft angesprochen, wer wir seien, woher wir kommen", so Tanja Kunstmann

Insgesamt sechs Tage haben die Frankfurter in State College verbracht, dabei vier Spiele und drei Trainingseinheiten absolviert und drei Klausuren geschrieben, die dem Trainerstab die Lehrer der Carl-von-Weinberg-Schule mit ins Gepäck gegeben wurden. Danach fuhr man rund 400 Kilometer nach New York. Für eineinhalb Tage verwandelten sich die Sportler in eine Touristik-Gruppe, die sich die Metropole und ihre Sehenswürdigkeiten ansah. Den letzten Tag ihrer Reise  verbrachten die Internatler als Gäste der dort lebenden Deutschen in Philadelphia, bevor sie mit dem typischen gelben Schulbus zum Flughafen gebracht wurden. Dank des Rückenwindes war die Equipe beim Rückweg nur siebeneinhalb Stunden in der Luft. "Der Trip war für den Zusammenhalt der Mannschaft ganz wichtig. Es ist doch etwas anderes, gemeinsam im Internat, in der Schule, im Training oder beim Spiel zu sein, oder gemeinsam zu verreisen. Es wird sicher nicht bei diesem einem Mal bleiben. Es wurde vereinbart, dass entweder wir wieder in die USA fliegen werden, oder die US-Studenten uns einen Gegenbesuch abstatten werden", zog Dominic von Känel ein zufriedenes Fazit.